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Bekämpfung des Dopings im Sport

Plenum des PDG vom 24. Januar 2022

Rede von Herrn Patrick Spies zum Dekretentwurf zur Bekämpfung des Dopings im Sport

Sehr geehrter Herr Präsident,
werte Kolleginnen und Kollegen aus Regierung und Parlament.

Wie bereits in der Berichterstattung erläutert, geht der heute zur Verabschiedung vorliegende Dekretentwurf auf die Anpassung des Doping-Codes der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zurück.

Mit der Unterzeichnung der Kopenhagener Erklärung sind nämlich auch wir als Deutschsprachige Gemeinschaft nun dazu verpflichtet, die neuen Anti-Doping Vorschriften einzuhalten, welche im November 2019 in Katowitz (Polen) verabschiedet wurden.

Angesichts des Umfangs der Änderungen und aus Gründen der Klarheit begrüßen wir den Entschluss, bei der Gelegenheit direkt ein neues Dekret verfasst zu haben, welches den lokalen Besonderheiten der DG noch bewusster Rechnung trägt.

Da vorhin bereits auf die meisten Anpassungen in Zusammenhang mit dem neuen Code eingegangen wurde, will ich diese nicht nochmals lang und breit wiederholen, sondern heute lediglich auf einige wesentliche Aspekte eingehen, die mir in diesem Kontext erwähnenswert bzw. wichtig erscheinen.

Beginnen möchte ich jedoch mit einem Zitat des Sportwissenschaftlers und ehemaligen Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes Helmut Digel. Dieser äußerte sich 2007 in der Stuttgarter Zeitung wie folgt:

In einem erfolgreichen Kampf gegen Doping ist der Staat gefordert – und der Sport selbst. Es gilt das Kulturgut Sport zu schützen.

Mit dieser Feststellung hat er vollkommen Recht. Die Bekämpfung des Dopings muss von allen Seiten angegangen werden. Sanktionen allein sind nicht zielführend, wobei reine Sensibilisierung auch nicht immer alle Probleme löst.

Und ja: Sport ist definitiv auch als Kulturgut zu sehen, welches es zu schützen gilt. Er leistet einen wichtigen kulturellen Beitrag für die Gesellschaft. Er ist sinnstiftend, identitätsstiftend, er vermittelt Regeln und Werte und wirkt integrativ.

Was jedoch keineswegs in die Wertevorstellung eines Sportlers gehören sollte beziehungsweise darf, ist der Versuch, sich durch unehrliches Verhalten einen Vorteil zu verschaffen. Und Doping ist genau das. Unter Doping versteht man per Definition die Einnahme von unerlaubten Substanzen oder die Nutzung von unerlaubten Methoden zur Steigerung der Leistung.

So gilt es gleich vorweg hervorzuheben, dass es das Hauptziel der Aufklärungsprogramme der WADA ist (ich zitiere):

Den Geist des Sports zu bewahren und ein gesundes Sportumfeld zu fördern.

Demnach zielen also die Präventionsstrategien des Codes darauf ab, ein Verhalten zu fördern, welches mit den Werten des sauberen Sports übereinstimmt und Doping durch Sportler und andere zu verhindern. Ein in meinen Augen durchaus ambitioniertes Ziel, welches wir gut und gerne unterstützen möchten.

Was nun konkret Ostbelgien in Fragen des Dopings betrifft, so ist es der für den Sport zuständige Fachbereich des Ministeriums welcher als Nationale Doping-Agentur der Deutschsprachigen Gemeinschaft, kurz genannt NADO-DG, bestellt wird.

Somit ist also die NADO-DG die Behörde, welche die Ermittlungsbefugnisse in Sachen Dopingbekämpfung bei uns innehat und hier für die Umsetzung des Codes verantwortlich ist. In Bezug auf die Angliederung an das Ministerium wird im Dekret dabei ganz klar festgehalten, dass die NADO autonom und eigenständig entscheiden kann, wann und wo sie Kontrollen durchführt.

Dabei ist sie jedoch klar dazu verpflichtet, mit der Welt-Anti-Doping-Agentur zusammenzuarbeiten und gegebenenfalls spezifische Erklärungen oder Informationen im Zusammenhang mit der Einhaltung des Codes zu liefern.

Mit dem nun vorliegenden Dekretentwurf erhält die NADO-DG nun eine recht weitgehende Ermittlungskompetenz, welche einen noch größeren Handlungsspielraum sowie eine effektivere Bekämpfung des Dopings ermöglichen. Das dabei eine effiziente Zusammenarbeit mit der Justiz und Polizei von Nöten ist, liegt klar auf der Hand – insbesondere was den Vertrieb und den Verkauf von Dopingmitteln betrifft.

Doch auch im Ministerium besitzen bereits jetzt bestimmte Mitarbeiter für Dopingkontrollen den Status eines Gerichtspolizeioffiziers. Sie dürfen demnach beispielsweise Taschen durchsuchen.

Vollkommen neu in diesem Zusammenhang ist jedoch die Tatsache, dass der 2020 ins Leben gerufene Dachverband für den Sport in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (LOS) künftig als sogenannter beauftragter Dritter der NADO für die disziplinarische Verurteilung eines Sportlers zuständig ist.

Während also bisher die Sportorganisationen im Rahmen von Disziplinarmaßnahmen für die Verurteilung von Sportlern zuständig waren, soll demnach zukünftig der Dachverband als unparteiische, faire und institutionell unabhängige Instanz die Aufgabe wahrnehmen, Sportler im Rahmen der Dopingbekämpfung anzuhören und zu sanktionieren. Dies sowohl in erster Instanz also auch im Berufungsverfahren.

Konkret wird der Dachverband in erster Instanz durch die NADO-DG beauftragt und wendet in dem Fall auch die Disziplinarordnung der NADO-DG an. Sollte es in einem weiteren Schritt zu einem Berufungsverfahren kommen, so tritt der Dachverband hier als selbständige Instanz mit eigener Ordnung auf und nicht mehr als beauftragter Dritter.

Damit es dabei nicht zu Ungereimtheiten kommt, werden die Kommissionen in erster Instanz und in Berufung natürlich unterschiedlich besetzt. Nicht zuletzt gilt es auch noch zu erwähnen, dass es durchaus eine gewisse Zusammenarbeit mit der Kammer des Dachverbandes der Französischen Gemeinschaft gibt. Hier jedoch noch weiter drauf einzugehen, würde den Rahmen sprengen.

Ja, ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass sich das Ganze hier im ersten Moment ziemlich kompliziert anhört. Befasst man sich jedoch ein wenig genauer mit diesem Dekret und der Entstehungsgeschichte, so ist die hier angestrebte Vorgehensweise durchaus schlüssig. Wissen Sie, immerhin muss man diese ganze Geschichte hier ja auch im Verhältnis sehen:

Auf der einen Seite muss man dem Code der WADA natürlich gerecht werden, auf der anderen Seite muss die Umsetzung jedoch auch praktikabel bleiben.

Und ich kann Ihnen versichern, in dieser Angelegenheit wird wie so oft der altbewährte ostbelgische Pragmatismus an den Tag gelegt.

Eine weitere Anpassung welche ich heute nicht unerwähnt lassen möchte und die sich ebenfalls auf den Welt-Anti-Doping-Code zurückzuführen lässt, bezieht sich auf das Hinzufügen der Definition „Freizeitsportler“.

Zur Erklärung: In der Vergangenheit wurde bei der Dopingsanktionierung kein Unterschied zwischen Spitzen- und Freizeitsportlern gemacht. Dies hatte zur Folge, dass das gesamte Spektrum der für Spitzensportler geltenden Sanktionen auch auf Freizeitsportler angewendet wurde.

Es ist jedoch weder waidmännisch noch sportlich mit Kanonen auf Spatzen zu schießen und demnach befürworte ich ganz klar, dass bei der Sanktionierung von Dopingmissbrauch ein wenig mehr Flexibilität eröffnet wird.

 

Werte Kolleginnen und Kollegen,
wie Sie hören, sind viele der Anpassungen in diesem Dekretentwurf sehr technischer Natur. Doch Dopingbekämpfung geht ohne Frage weit über dieses Dokument hier hinaus.

Ist Doping wirklich nur noch ein rein sportliches Problem oder mittlerweile vielmehr gar ein gesellschaftliches?

Als Gesellschaft sind wir dabei uns immer weiter zu optimieren. Höher, schneller, weiter…

Unsere Freizeit ist immer mehr durchgetaktet und zugleich werden in der Werbung Mittel wie Schmerztabletten und Energydrinks am Laufenden Band angepriesen. Dass aufgrund dieser Umstände und Entwicklungen durchaus auch die Hemmschwelle sinkt, zu Substanzen zu greifen, die die einen dann wortwörtlich beflügeln, sollte wohl kaum verwunderlich sein.

Das Thema Selbstoptimierung ist in unserer Gesellschaft fest verankert und damit auch vielfältige Formen der Leistungssteigerung. Meiner Auffassung nach sollte das Thema Doping in Zukunft daher noch facettenreicher betrachtet werden.

Da dies jedoch den heutigen Rahmen sprengen würde, möchte ich es vorerst dabei belassen und mit einem kurzen Zitat des Lyrikers Thomas Lutter abschließen. Er sagte: “Siegen mit Doping ist, als würde man zum größten Mann der Welt befunden, nur weil man auf den längsten Stelzen steht!“

In diesem Sinne sehen wir als SP-Fraktion den Dekretentwurf zur Dopingbekämpfung im Sport als durchaus positiv und werden diesem zustimmen.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

https://www.youtube.com/watch?v=YUIiGurAhVQ