Mündliche Frage von Frau Mechtilde Neuens an Ministerin Klinkenberg
Zur Effizienz des Netzwerks Move im Dienste der ostbelgischen Kliniken
Regierungskontrollsitzung des Ausschusses IV vom 27.11.2024
Am 20. September 2024 titelte das GrenzEcho: „Kliniknetzwerke weniger effizient als erhofft“. Gefolgt von den Ausführungen: „Die seit einigen Jahren operierenden Krankenhausnetzwerke haben offenbar nicht zu der effizienteren Versorgung beigetragen, die man sich erhofft hatte. Dies geht aus einer groß angelegten Studie der Uni Gent und der dortigen Uniklinik hervor.“
Als Krankenhausnetzwerk gilt eine Kooperation zwischen mindestens zwei geografisch benachbarten Krankenhäusern im Bereich der (Grund)Versorgung. In diesem Zusammenhang muss jedes Krankenhaus seit dem 1. Januar 2020 einem einzigen regionalen Krankenhausnetzwerk angehören.
Das St. Nikolaus-Hospital in Eupen und die Klinik Sankt-Josef in St. Vith sind mit der Gesundheitsgruppe CHC Teil des Move-Netzwerkes, eines von 25 Krankenhausnetzwerken in Belgien. Die Krankenhäuser in Eupen und St. Vith erfüllen, ebenso wie die Standorte Waremme, Hermalle und Heusy, weiterhin ihre Rolle als Nahversorgungskrankenhäuser mit dem Ziel, der Bevölkerung in ihren jeweiligen Einzugsgebieten ein erstes und möglichst breites Versorgungsangebot zu bieten. Dagegen übernimmt die Klinik CHC Mont Légia schwerere Fälle, die in den Nahversorgungskrankenhäusern nicht behandelt werden können.
Laut Bericht des GrenzEcho wird die Arbeit der Netzwerke als viel zu schwerfällig bezeichnet. Die Kliniken sollten nach Kooperationen suchen. Es ginge nicht um Fusionen, sondern um Effizienzsteigerungen. Dadurch sollte sowohl finanzieller Spielraum geschaffen als auch die Patientenversorgung verbessert werden. Aber diese Ziele konnten laut Untersuchungen bisher nicht erreicht werden.
Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft setzt sich einerseits für die Aufrechterhaltung der beiden Krankenhäuser in Ostbelgien ein (was wir ausdrücklich begrüßen), andererseits für die verstärkte Zusammenarbeit und Integration im Netzwerk Move.
In Ihren Ausführungen zur Regierungserklärung haben Sie, Frau Ministerin, dies ebenfalls bestätigt. Ihre Worte waren: „Wir sind Move verpflichtet“ und „Eine engere Zusammenarbeit mit dem CHC im Netzwerk Move wird unumgänglich sein.“
Vor diesem Hintergrund meine Fragen:
- Sofern das Krankenhausnetzwerk Move ebenfalls von den Feststellungen der Uni-Studie betroffen ist, welche negativen Auswirkungen zum finanziellen Spielraum und zur Patientenversorgung wurden konkret festgestellt?
- Welche Ansätze verfolgen Sie als zuständige Ministerin in Bezug auf Verbesserungen und Effizienzsteigerungen in diesen Bereichen?
- Welche spezifischen Schritte unternimmt die DG, damit die deutschsprachigen Patienten im Verbund der CHC-Kliniken bestmöglich in ihrer Muttersprache versorgt werden?
Einschalten! Mechtildes Frage in der öffentlichen Sitzung von Ausschuss IV
Antwort der Ministerin:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
die Krankenhauslandschaft in Belgien ist zweifellos komplex und muss sich zahlreichen Herausforderungen stellen. Zu den Hauptursachen gehören die schwerfälligen und komplizierten Finanzierungsmechanismen, die Planung der Leistungen und die Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen dem Föderaler Dienst Volksgesundheit und den Teilstaaten. Diese Komplexität wird durch den Druck der föderalen Reformen noch verstärkt.
Die Krankenhäuser waren in den letzten Jahren besonders gefordert: Neben der Bewältigung des Tagesgeschäfts und der Sicherstellung der Patientenversorgung mussten sie gleichzeitig die Krankenhausnetzwerke aufbauen und die entsprechenden Anerkennungsverfahren durchführen. Dies geschah in einer Zeit, die zusätzlich durch die Coronakrise geprägt war. Die Krankenhäuser waren hier nicht nur in die Umsetzung neuer föderaler Verfahren eingebunden, sondern mussten auch eine tragende Rolle in der Organisation der Krisenversorgung übernehmen.
Bereits 2014 zeigte die Studie von Antares, dass die beiden kleinen Allgemeinkrankenhäuser der Deutschsprachigen Gemeinschaft finanziell nicht allein überlebensfähig sind. Daher war es nur folgerichtig, im Rahmen der Krankenhausvision eine Partnerschaft mit dem CHC als Partnerkrankenhaus einzugehen und das Netzwerk MOVE zu gründen. Diese Netzwerkarbeit ist nicht nur verpflichtend, sie bietet mittelfristig durchaus Vorteile für die Krankenhäuser, wie z.B. die Einführung einer elektronischen Patientenakte, die Bewältigung des Fachkräfte-mangels sowie den Zugang zu Know-how und Expertise.
Gleichzeitig zeigt die jährliche MAHA-Studie, wie schwierig die finanzielle Situation der bel-gischen Krankenhäuser seit Jahren ist. Der Aufbau des MOVE-Netzwerks musste daher schrittweise erfolgen und auf verschiedenen Ebenen koordiniert werden. Alle beteiligten Partner, darunter Ärzte, Direktionen und Verwaltungsräte sind intensiv in den Prozess ein-gebunden werden. Es wurde eine gemeinsame Basis geschaffen werden, z.B. in den Bereichen Digitalisierung oder Prozessgestaltung. Darüber hinaus machte dieser Veränderungsprozess ein umfassendes Change Management erforderlich.
Erste Analysen zu möglichen Synergien haben gezeigt, dass in bestimmten Bereichen eine Zusammenarbeit besonders vielversprechend ist, sei es im Hinblick auf Effizienz oder Kosteneinsparungen. Häufige Personalwechsel auf den Führungsebenen der deutschsprachigen Krankenhäuser haben in der Vergangenheit häufig bedauerlicherweise eben diese strategische Arbeit erschwert.
Die Krankenhäuser in Eupen und St. Vith bleiben die zentralen Säulen der Gesundheitsversorgung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, wie der Ministerpräsident in seiner Regierungserklärung bereits betonte. Es ist wichtig, gemeinsam mit den Krankenhäusern eine Zukunftsvision für unsere Krankenhauslandschaft zu definieren.
Das Ziel ist es, dass deutschsprachige Patienten sowohl im MOVE-Netzwerk als auch in an-deren Kooperationen außerhalb der DG eine umfassende Versorgung erhalten, bei der die Kommunikation mit Patienten und Angehörigen in deutscher Sprache gewährleistet ist. Dazu bedarf es klarer Absprachen zwischen den Krankenhäusern der Deutschsprachigen Gemeinschaft und dem CHC. Diese Gespräche werden zurzeit geführt. In diesem Zusammenhang möchte ich die bereits bestehenden interkulturellen Vermittlungsangebote des Netzwerkes begrüßen und unterstütze die Forderung nach deutschsprachigen Internetseiten, Dokumentationen und Patienteninformationen.
Die proportional überdurchschnittlich hohen Investitionen der Deutschsprachigen Gemeinschaft sowohl in die Infrastruktur als auch in die Prozessbegleitung unterstreichen unser Engagement, die Krankenhäuser der Deutschsprachigen Gemeinschaft zukunftsfähig zu machen und sicherzustellen, dass die Menschen in Ostbelgien weiterhin auf eine qualitativ hoch-wertige Gesundheitsversorgung zählen können.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.