Mündliche Frage von Herrn Björn Klinkenberg an Minister Freches
Zum Thema Fairplay im Sport
Regierungskontrollsitzung des Ausschusses II vom 26.11.2024
Fairplay ist mehr als nur das Einhalten von Regeln – es ist eine Haltung, die den Sport in seiner besten Form ausmacht. Es verkörpert Werte wie Respekt, Integrität, Toleranz und Teamgeist, die sowohl auf dem Spielfeld als auch im alltäglichen Leben von großer Bedeutung sind. Ein fairer und respektvoller Umgang miteinander ist nicht nur für die sportliche Entwicklung von Sportlern essenziell, sondern auch für die soziale und persönliche Reifung, besonders bei Kindern und Jugendlichen.
Dennoch beobachten wir besorgniserregende Entwicklungen im Amateur- und Profisport, wo es vermehrt zu Verstößen gegen diese Fairplay-Prinzipien kommt. Aggressives Verhalten, Respektlosigkeit gegenüber Schiedsrichtern und Gegnern, sowie der zunehmende Druck auf junge Sportler sind nur einige der Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Diese Vorfälle untergraben nicht nur die Grundwerte des Sports, sondern schaffen auch eine toxische Atmosphäre, die sowohl für die psychische als auch für die körperliche Gesundheit der Beteiligten schädlich sein kann.
Gerade im Jugendsport ist es von besonderer Bedeutung, ein Umfeld zu schaffen, in dem Fairplay nicht als Option, sondern als eine grundlegende Norm wahrgenommen wird. Junge Menschen sollten schon früh lernen, dass Respekt und Teamgeist über Sieg oder Niederlage hinausgehen. Viele europäische Nachbarländer haben bereits Initiativen ins Leben gerufen, die Fairplay aktiv fördern und gegen aggressives Verhalten im Sport präventiv vorgehen. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft könnten ähnliche Maßnahmen dazu beitragen, den Sport wieder als sicheren und integrativen Raum zu etablieren.
Angesichts der Tatsache, dass Fairplay sowohl auf als auch neben dem Spielfeld einen großen Einfluss auf die Qualität und den positiven Geist des Sports hat, stellt sich die Frage, wie die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft dieses Anliegen strategisch und nachhaltig unterstützen kann. In einer Zeit, in der der gesellschaftliche Druck und die Anforderungen im Sport steigen, ist es umso wichtiger, ein gemeinsames Zeichen für Fairness und Respekt zu setzen.
Daher stellen sich folgende Fragen:
- Welche Maßnahmen ergreift die Regierung, um Fairplay im Sport in der Deutschsprachigen Gemeinschaft aktiv zu fördern und Sportler, Trainer sowie Schiedsrichter für das Thema zu sensibilisieren?
- Gibt es spezifische Programme oder Kooperationen mit Sportvereinen und Bildungseinrichtungen, um Fairplay von Grund auf zu lehren und zu verankern?
- Plant die Regierung, eine Kampagne oder zusätzliche Sensibilisierungsmaßnahmen gegen Aggressionen und unsportliches Verhalten im Jugendsport zu starten?
Einschalten! Björns Frage in der öffentlichen Sitzung von Ausschuss II
Antwort des Ministers
Sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender,
werte Kolleginnen und Kollegen,
Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft legt großen Wert auf die Förderung von Fairplay, Respekt und Integrität im Sport und führt in Zusammenarbeit mit dem Leitverband des Ostbelgischen Sports (LOS) mehrere Maßnahmen durch, um diese Prinzipien zu betonen.
LOS hat die Gamechanger-Kampagne ins Leben gerufen, die unter anderem auf Social-Media-Aktivitäten und Sensibilisierungsworkshops basiert. Dabei werden Fairplay-Werte regelmäßig integriert, insbesondere durch
• Social-Media-Inhalte wie Reels und die „Aktionswoche“.
• Workshops im Förderzentrum, die auf Verhaltens- und Kommunikationsregeln abzielen.
• Einbindung in die Aus- und Weiterbildungen von Trainern, wo Fairplay als Modul sowohl in der allgemeinen Sporttheorie der Trainer-C-Ausbildung als auch in der Brei-tensport-Ausbildung verankert ist.
• Umsetzung der Leitlinien und des Ehrenkodex, die als Vorbild für Fairness im Sport dienen.
Besonders im Jugendsport ist es wichtig, Fairplay als grundlegende Norm zu verankern. Im Förderzentrum wurden spezifische Verhaltenskodizes für Trainer und junge Sportler entwickelt. Diese Kodizes umfassen zwei Altersgruppen (Kinder bis 14 Jahre und ab 14 Jahre) und werden aktiv in den Sportabteilungen besprochen und von den Kindern unterzeichnet, um das Bewusstsein für respektvolles Verhalten zu stärken.
Im Rahmen des Schulsportprogramms werden seit vielen Jahren verschiedene Aktivitäten angeboten, bei denen die Vermittlung des Fairplay-Gedanken eine wichtige Rolle spielt. So zählen beispielsweise das Street-Soccer-Balance-Turnier, verschiedene Meisterschaften und Sportfeste zu einer Reihe von Aktivitäten, bei denen ganz bewusst – in Form von Ateliers oder speziellen Regeln und Spielformen in der Ausführung dieser Aktivitäten – Fairplay, Respekt und Teamgeist vermittelt werden.
Auch in der seit einigen Jahren stattfindenden Schülerassistentenausbildung werden die Schülerassistenten in Themenfeldern wie Streitschlichtung, Prävention und Umgang mit Konfliktsituationen und Fairplay ausgebildet.
Die enge Kooperation mit den Sportvereinen und Bildungseinrichtungen der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie. Hierbei wird besonders Wert daraufgelegt, Fairplay von Beginn an in den Lehrplänen und Vereinsstrukturen zu integrieren. So fließen Werte wie Respekt und Teamgeist systematisch in die sportliche und soziale Entwicklung junger Menschen ein.
Die Regierung evaluiert fortlaufend die bestehenden Initiativen und ist offen für neue Maßnahmen, um das Bewusstsein für Fairplay weiter zu stärken. Eine Erweiterung der Sensibilisierungsmaßnahmen gegen Aggressionen und unsportliches Verhalten, speziell im Jugendsport, wird dabei in Betracht gezogen. Dies könnte in Form zusätzlicher Workshops oder einer gezielten Kampagne umgesetzt werden, die über bestehende Strukturen hinausgeht und alle relevanten Akteure einbezieht.
Die Förderung von Fairplay im Sport ist ein fortlaufender Prozess, der von allen Beteiligten – Sportlern, Trainern, Schiedsrichtern und Institutionen – ein hohes Maß an Engagement erfordert. Die Regierung wird weiterhin in diesem Sinne agieren und auf eine nachhaltige Verankerung dieser Werte hinarbeiten.