Namur, den 15.10.2024
Der Regionalabgeordnete Patrick Spies (PS) hat in der Regierungskontrolle des Parlamentes der Wallonischen Region kürzlich die Thematik rund um den Wolf aufgegriffen. In mehreren Fragen richtete er sich an die zuständige Ministerin, um zu erfahren, wie hoch die derzeitige Wolfpopulation ist, welche Kosten diese verursacht und welche Auswirkungen Wolfsangriffe auf die wallonische Landwirtschaft haben.
Patrick Spies (PS), welcher im Juni ins Parlament der Wallonischen Region gewählt wurde und dort unter anderem als Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und Jagd tagt, nutzte die vergangene Regierungskontrolle, um eine Reihe von Fragen an die zuständige Ministerin Anne-Catherine Dalcq (MR) zu richten.
Vor dem Hintergrund dessen, dass die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sich kürzlich darauf geeinigt haben, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen, wollte Spies von Seiten der Regierung wissen, welche Position die Wallonische Region dabei einnehme, wie es derzeit um die Wolfspopulation bestellt sei, welche Kosten das Wolfsmanagement verursacht und welche Folgen Wolfsattacken auf die wallonische Landwirtschaft haben.
Die Ministerin stellte in ihrer Antwort zunächst klar, dass der Wolf in Belgien nach wie vor eine geschützte Tierart ist und dies auch bleibe. Die Entscheidungen, welche auf Vorschlag der Europäischen Kommission getroffen worden seien, hätten keinerlei Einfluss auf die bestehenden Maßnahmen oder die Strategie auf Ebene der wallonischen Region.
Allerdings habe die Regierung vor, das Wolfsmanagement (Plan Loup) zu evaluieren und in Absprache mit den betroffenen Akteuren eventuell Anpassungen vorzunehmen.
Des Weiteren erläuterte die Ministerin, dass es eine Reihe von Schutz und Präventionsmaßnahmen gebe, welche die Wallonische Region finanziell unterstütze. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 60.000€ im Jahr.
Außerdem erhalten das “Wolf Fencing Team” eine Unterstützung von bis zu 75.000€ jährlich. Die Organisation bildet und koordiniert ein Netzwerk von Freiwilligen, die bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen mitwirken.
Darüber hinaus finanziert die Wallonische Region dem gemeinnützigen Verein “Natagriwal” ein Vollzeitäquivalent zur Beratung von Viehzüchtern rund um das Thema Schutzmaterial.
Die Kosten für die Entschädigung von Viehzüchtern aufgrund von Wolfsrissen belaufe sich der Regierung zufolge auf derzeit 25.000€ pro Jahr.
Bezogen auf die aktuelle Population in der Wallonie bestätigte die Ministerin, dass es derzeit drei Gebiete gebe, in denen zwischen 20 und 25 Wölfe leben. Diese Territorien seien alle im Hohen Venn und in der Eifel gelegen, wobei zwei davon grenzüberschreitend zu Deutschland seien.
Auf Spies seine Frage hin, ab welcher Größe die Wolfspopulation problematisch würde, erwiderte die Ministerin, dass die aktuelle Strategie nicht darin bestehe, einen Schwellenwert festzulegen, da die vom Wolf verursachten Schäden nicht direkt proportional zu der Anzahl Wölfe ständen. So sei die Anzahl der Angriffe in Gebieten ständiger Wolfspräsenz eher gering, wohingegen Probleme meist von einzelnen Individuen, sogenannten Streunern, ausgingen. Demnach würden die Bemühungen im Wolfsmanagement gezielt auf Individuen ausgerichtet, die ein als problematisch angesehenes Verhalten zeigen.
Die Ministerin bestätigte dem Abgeordneten gegenüber, dass die Anzahl der Angriffe jedoch im Allgemeinen zunehme. So verbuche man etwa 30 verletzte oder getötete Schafe pro Jahr und etwa zehn Rinder. Dazu gehörten jedoch auch Fälle, die möglicherweise mit der Tötung von Tieren durch Aasfresser oder streunenden Hunden einhergingen. Um die Viehzüchter so gut wie möglich zu unterstützen, gelte allerdings der Grundsatz, dass bei Entschädigungsverfahren im Zweifel für den Züchter entschieden werde, so die Ministerin abschließend.
In seiner Erwiderung ging Spies darauf ein, dass der Schutz des Wolfes in der Tat ein Thema sei, welches mit einer größtmöglichen Ausgewogenheit zwischen den Interessen des Wolfsschutzes und den Interessen der Landwirtschaft zu behandeln ist und Gegenstand von sehr emotionalen Diskussionen zwischen Jägern, Landwirten aber auch Touristen ist.
Er vertrete jedoch die Meinung, dass es hierbei keine Tabus geben dürfe.
“In unserem Land hat der Wolf abgesehen vom Auto keine natürlichen Feinde und kann sich ungestört fortpflanzen. Ich weiß, dass einige Mitglieder hier im Parlament nicht mit mir übereinstimmen, aber wenn der Wolf zum Problem wird, sollten wir uns die Frage nach einem gezielten Abschuss stellen.”, so Spies abschließend.