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Wohlbefinden in der Schule

Mündliche Frage von Frau Kirsten Neycken-Bartholemy an Frau Ministerin Lydia Klinkenberg

Zum Wohlbefinden in der Schule

Regierungskontrollsitzung des Ausschusses III vom 22.02.2024

Nicht umsonst habe ich ein gesundes Frühstück, einen respektvollen Sprachgebrauch oder Mobbingprävention ins Parlament gebracht. Ganz sicher ist, dass die Schüler dann gut lernen, wenn sie sich wohlfühlen.

Umso besorgniserregender sind einige Ergebnisse der letzten HBSC-Studie, insbesondere für die ältesten Schüler.

Hier ein kleiner Überblick aus der HBSC-Studie Wallonie-Brüssel (inkl. Ostbelgien):

  • Im 6. und 7. Sekundarschuljahr gaben 33,6 % der Jungen bzw. 25,7 % der Mädchen an, mindestens einmal pro Trimester den Unterricht zu schwänzen. Für die gesamte Sekundarschule ist der Anteil höher als bei allen vorigen Erhebungen.
  • Sowohl in der Unterstufe als auch in den Mittel- und Oberstufen geben über 40 % der Schüler an, das Verhältnis zu ihren Lehrpersonen sei negativ.
  • Noch ausgeprägter ist das negative Empfinden des Verhältnisses zwischen den Schülern. In der Unterstufe der Sekundarschule haben gar über 50 % der Schüler einen negativen Eindruck.
  • Besonders der Stresspegel steigt mit dem Alter, bei Mädchen mehr als bei Jungen. Erschreckend ist hier, dass er sich stufenübergreifend seit 2010 verdoppelt hat.

Ich erinnere daran, dass das Wohlbefinden für ein gutes Lernen unabdingbar ist. Das verdeutlichen die Ergebnisse zahlreicher Studien. Laut Kaleido entsprechen die Ergebnisse der DG weitgehend denen der Wallonie.

Daher besteht auch hier in der DG Handlungsbedarf.

Und daher lauten meine Fragen an Sie, werte Frau Ministerin:

  • Welche Schlüsse ziehen Sie daraus für die zukünftige Bildungspolitik?
  • Wie stehen Sie zur Stärkung der Achtsamkeit durch die Schulen?
  • Inwiefern unterscheidet sich die DG-Gesetzgebung für das Bildungswesen bzgl. des Wohlbefindens der Schüler von der der anderen Gemeinschaften Belgiens?

 

Die Antwort der Ministerin:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

das Wohlbefinden der Lernenden ist zentrales Thema der Bildungsvision 2040.

Nicht erst seit der Veröffentlichung der Resultate der HBSC-Studie, sondern seit einigen Jahren arbeite ich an der Verbesserung des psycho-sozialen Wohlbefindens von Lernenden. Themen wie beispielsweise Anti-Mobbingprogramme, gesunde Ernährung, Umgang mit Vielfalt und Resilienzförderung gehören selbstverständlich dazu. Auch ist angedacht, Standards für sozial-emotionale Kompetenzen bei Lernenden in die Rahmenpläne aufzunehmen. Dies wird begleitet von unterstützenden Maßnahmen für Lehrkräfte, um ihre Fähigkeiten in der Förderung dieser Kompetenzen im Unterricht zu stärken. Umrahmt wird dies ebenfalls mit Unterstützungsmaßnahmen für Lehrende, um diese Kompetenzen im unterrichtlichen Geschehen zu fördern.

Kaleido Ostbelgien ist unser wichtigster Partner, um Maßnahmen zum Wohlbefinden, zur Resilienzförderung, zur Sucht- und Mobbingprävention sowie zu Kinderschutzkonzepten umzusetzen. Kaleido Ostbelgien agiert bei Bedarf auch als Weiterbildungsanbieter für das Schulpersonal im Bereich Wohlbefinden und gesunde Entwicklung.

Die Förderung des Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen ist vor allem im Dekret vom 31. März 2014 über das Zentrum für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und im Dekret vom 31. August 1998 über den Auftrag an die Schulträger und das Schulpersonal sowie über die allgemeinen pädagogischen und organisatorischen Bestimmungen für die Regel- und Förderschulen verankert. Die Umsetzung der Bildungsvision 2040 zielt darauf ab, das Wohlbefinden der Lernenden weiter zu verbessern. Hieraus können sich auch in Zukunft dekretale Anpassungen ergeben.

Unabhängig davon ist die Stärkung der Achtsamkeit ein Schwerpunkt schulinterner Entwicklungskonzepte. Sie setzt die ganzheitliche Entwicklung in den Mittelpunkt und fördert die Fähigkeit zur Konzentration, zur Wahrnehmung von Emotionen und Empfindungen. Achtsamkeitstraining in der Schule erfolgt durch unterschiedliche Praktiken, wie Atemübungen, Körperwahrnehmungen usw. Das Achtsamkeitstraining kann fächerübergreifend durchgeführt werden.

Sowohl im Weiterbildungskatalog der AHS als auch im Katalog „Kultur macht Schule“ gibt es Angebote zur Implementierung von „Achtsamkeit“ im Schulalltag.
Den Schulen werden keine Vorgaben gemacht, wie sie dies schulintern fördern. Dies liegt in der pädagogischen Freiheit der Einzelschulen. Vor diesem Hintergrund können Schulen eigene vorhandene Kenntnisse, Stärken und Ressourcen nutzen, um Projekte in diesem Bereich zu initiieren, durchzuführen und zu evaluieren. Die Schulen können somit ihr Know-how und die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel nutzen.

Des Weiteren kann das Thema der Achtsamkeit in den Schulalltag als hilfreiches Werkzeug integriert werden. Dieser Entwicklung stehe ich selbstverständlich positiv gegenüber, da sie das Wohlbefinden der Lernenden im Alltag fördert.

Die Erkenntnisse der vorerwähnten HBSC-Studie fließen nicht nur in die Bildungsvision 2040 ein. Bereits jetzt können Schulen zu Thematiken wie Alkohol- und Drogenkonsum, gesunde Ernährung, Wohlbefinden in der Schule usw. schulinterne Konzepte entwickeln. Hierzu können sie auf die Unterstützung bekannter Dienste wie Kaleido Ostbelgien, Arbeitsgemeinschaft für Suchtvorbeugung und Lebensbewältigung (ASL) und Jugendinformationszentren zurückgreifen.

Der Alkoholkonsum bei unseren ostbelgischen Jugendlichen ist effektiv besorgniserregend. Die aktuelle Jugendbefragung der ASL bestätigt die Ergebnisse der HBSC-Studie. Aktuell bereitet die ASL diese Ergebnisse noch auf. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen diese dann dem Parlament auch noch vorgestellt werden. Die ASL bestätigte, dass sie weiterhin mit ihren Präventionsprogrammen in Schulen tätig ist.

Die laufende Kampagne „Heute nicht“ vom Patienten Rat+Treff und der ASL mit dem Ziel, bewusst eine Zeit lang auf Alkohol zu verzichten, richtet sich an Erwachsene und Jugendliche. Anzumerken ist, dass gemäß der Jugendbefragung der ASL ca. 60% der Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren Alkohol mit dem Einverständnis der Erziehungsberechtigten konsumieren. Wir müssen also nicht nur die Jugendlichen, sondern ebenfalls die Erwachsenen sensibilisieren.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.