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Zugang zu Verhütungsmitteln in der DG

Mündliche Frage von Frau Kirsten Neycken-Bartholemy an Minister Franssen

Zum Zugang zu Verhütungsmitteln in der DG

Regierungskontrollsitzung des Ausschusses III vom 12.09.2024

Laut eines aktuellen Berichts beklagt die Weltgesundheitsorganisation, kurz die WHO, weltweit Lücken bei der altersgerechten Aufklärung, sowie dem Zugang zu Verhütungsmitteln.

Der Gebrauch von Kondomen sei unter Heranwachsenden seit 2014 deutlich zurückgegangen. Dadurch setzten sich junge Menschen einem erheblichen Risiko sexuell übertragbarer Infektionskrankheiten und ungewollter Schwangerschaften aus, warnt die WHO.

Das Grenz-Echo berichtete am 04.09. 24 ebenfalls, dass laut einer aktuellen Untersuchung von Sensoa, einer flämischen Organisation für sexuelle Gesundheit in Flandern, drei von vier Jugendlichen den Preis von Kondomen als zu hoch ansieht. Dies führe dazu, dass rund 30 % der jungen Menschen angeben, aufgrund der Kosten auf den Gebrauch eines Kondoms zu verzichten. Auch die Einstellung und das Wissen der Jugendlichen wurde berücksichtigt. Sie dienen als Grundlage für Empfehlungen an die Regierung, das Bildungswesen und das
Gesundheitssystem, heißt es weiter. Angesichts der Feststellungen in Flandern fordert Sensoa, dass die Politik überlegt, wie Jugendliche besser über den sicheren Gebrauch informiert und wie finanzielle Hürden abgebaut werden können. In der DG liegt der Auftrag der Aufklärung bei Kaleido.

Hierzu nun meine Fragen an Sie, werter Herr Minister:

  • Wie bewerten Sie die Situation in der DG?
  • Wie könnte die Aufklärung zur sexuellen Gesundheit von Jugendlichen intensiviert werden?
  • Wäre eine Möglichkeit das Angebot kostenloser Kondome, wie es in anderen Ländern der EU der Fall ist?

Einschalten! Kirstens Frage in der öffentlichen Sitzung von Ausschuss III
Öffentliche Sitzung von Ausschuss III – Donnerstag, 12. September 2024

Die Antwort des Ministers:

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
Sehr geehrte Frau Neycken-Bartholemy,
Werte Kolleginnen und Kollegen,

Die 2022 von Kaleido in Auftrag gegebene OECD-Studie zu Gesundheit und Wohlbefinden
von Schülern und Schülerinnen zeigte folgende Situation in Ostbelgien:

  • 22,9% der Jugendlichen im 2.+3. Sekundarschuljahr hatten bereits erste sexuelle
    Erfahrungen, in der Wallonie sind es 38,6%
  • 19,9% dieser Jugendlichen hatten beim ersten Geschlechtsverkehr keine Verhü-
    tung, dies ist mehr als in der Wallonie (15,0%)
  • 69,3% der Jugendlichen haben beim ersten Geschlechtsverkehr ein Kondom benutzt
    (vergleichbar mit der Wallonie mit 70,7%)

Rund 80 % von Jugendlichen, die eine Verhütung genutzt haben, ist ein guter Wert, aber
jeder Prozentsatz, bei dem dies nicht der Fall ist, zeigt einen Handlungsbedarf auf.

Die Aufklärung zur sexuellen Gesundheit hat einen festen Platz in der Deutschsprachigen
Gemeinschaft.

Kaleido erfüllt seinen Auftrag und führt in den Klassen des 3. Sekundarschuljahres die Aktivitäten zu sexuell übertragbaren Krankheiten und HIV/AIDS durch.

Bereits im 2. Sekundarschuljahr bietet Kaleido Aktivitäten zum Thema Verhütung an, die
auf Anfrage der Schulen durchgeführt werden. Nicht alle Sekundarschulen ergreifen dieses
Angebot, was jedoch wünschenswert wäre.

Des weiteren finden jedes Jahr im Dezember anlässlich des Welt-Aids-Tages in den Sekundarschulen Aktivitäten statt – Kaleido arbeitet hier mit Jugendinfo zusammen.

Ergänzend dazu bietet Jugendinfo Workshops zum Thema Sexualität an und ist im Jahr 2023
über die aufsuchende Jugendarbeit in allen ostbelgischen Sekundarschulen präsent gewesen.
Die Aufklärung zur sexuellen Gesundheit hat also einen festen Platz in der Deutschsprachigen
Gemeinschaft.

Kaleido ist momentan dabei, sein Präventionsangebot für alle Altersgruppen auszubauen.
Das Thema war und ist vor allem bei Jugendlichen von großer Bedeutung – das zeigen z.B.
die Klickzahlen der Jugendinfo.be-Webseite, wo das Thema Sexualität zu den 5 beliebtesten
Suchanfragen gehört. Die bestehenden Angebote können noch transparenter gemacht werden,
um die Nutzung zu erhöhen. Kaleido jedenfalls sieht weiteren Handlungsbedarf in der
Aufklärung.

Das Angebot kostenloser Kondome besteht in Belgien und der DG tatsächlich bereits: Die
Jugendlichen können diese u.a. in den Zweigstellen von Kaleido, aber auch bei Jugendinfo
erhalten. Ein Ausbau ist überlegenswert, aber bedürfte einer genaueren Untersuchung des
Angebotes.

Die Thematik geht über meine Zuständigkeit im Bildungswesen hinaus und muss gemeinsam
mit dem Jugendminister und der Gesundheitsministerin angegangen werden. Dazu bin ich
gerne bereit.