Mündliche Frage von Herrn Björn Klinkenberg an Minister Freches
Zu den RAVeL-Strecken
Regierungskontrollsitzung des Ausschusses II vom 13.05.2025
Herr Minister,
die RAVeL-Strecken erfreuen sich in Ostbelgien wachsender Beliebtheit – das belegen aktuelle Zahlen der Tourismusagentur Ostbelgien, die in einem BRF-Beitrag vorgestellt wurden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Nutzer um rund 30 Prozent gestiegen. Gründe hierfür liegen sicherlich auch im milden Frühling, doch der Trend bestätigt eine kontinuierlich hohe Attraktivität der ehemaligen Bahntrassen – insbesondere für Radfahrer und Ausflugstouristen.
Besonders stark frequentiert sind die Abschnitte in Raeren, Küchelscheid und seit diesem Jahr auch in Sourbrodt. Die entlang der Strecke installierten Mess-Schleifen liefern wertvolle Daten, die nicht nur für die touristische Planung der Gemeinden, sondern auch für potenzielle Investoren von Interesse sind, um das Angebot vor Ort weiterzuentwickeln.
In diesem Zusammenhang ergeben sich drei Fragen:
- Wie bewertet die Regierung die steigenden Nutzerzahlen der RAVeL-Strecken in Ostbelgien im Hinblick auf die touristische Entwicklung?
- Welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit mit den betroffenen Gemeinden?
- Welche konkreten Maßnahmen plant die Regierung – etwa in Kooperation mit der TAO – um die Infrastruktur entlang der RAVeL-Wege gezielt auszubauen?
Einschalten! Björns Frage in der öffentlichen Sitzung von Ausschuss II
Antwort des Ministers:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
Kolleginnen und Kollegen,
die zunehmende Beliebtheit der RAVeL-Strecken bestätigt die strategische Ausrichtung unserer Tourismuspolitik. Die aktuellen Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass die ehemalige Bahn-Trassen-Infrastruktur einen wichtigen Beitrag zur Attraktivität Ostbelgiens als Rad- und Wanderdestination leistet. Dies unterstreicht die Bedeutung von naturnahen Freizeitangeboten, die sowohl Einheimische als auch Touristen anziehen.
Die steigenden Nutzerzahlen sind jedoch nicht allein wetterabhängig. Auch die Kennzahlen zu Übernachtungen und Ankünften belegen die wachsende Beliebtheit Ostbelgiens als Ferienregion. Insbesondere Nutzer von E-Bikes, Gravel- und Mountainbikes finden hier ideale Bedingungen. Die Vennbahn, als eine der qualitativ hochwertigsten Routen, ist mit der 4-Sterne-Zertifizierung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) ausgezeichnet. Mit dem Boom von E-Bikes ist der Radreisemarkt für eine breitere Personengruppe attraktiv geworden, vor allem für die einkommensstärkere Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen. Laut der aktuellen ADFC-Radreiseanalyse geben Kurzreisende auf Radtouren in Deutschland rund 130 Euro pro Tag aus. Dies zeigt, dass die touristische Attraktivität der RAVeL-Wege auch wirtschaftlich relevant ist.
Trotz der positiven Entwicklung müssen wir beachten, dass vergleichbare Urlaubsregionen in Europa in den letzten Jahren in ihre Radtourismus-Infrastruktur investiert haben. Um im Wettbewerb zu bestehen, braucht Ostbelgien zusätzliche Anreize. Ein Alleinstellungsmerkmal ist dabei die Verbindung von Naturerlebnis und kultureller Identität.
Die Vennbahnroute zeigt, wie die Kombination aus landschaftlicher Schönheit und historischer Erzählung – wie die Geschichte der Vennbahn und des Schmuggels – zur Attraktivität beiträgt.
Die Gemeinden sind zentrale Akteure und übernehmen eine Schlüsselrolle bei der Qualitätssicherung und Instandhaltung der Strecken. Durch kontinuierliche Wartungsarbeiten und Maßnahmen zur Attraktivierung tragen die Gemeinden entscheidend zur hohen Qualität bei.
Zudem engagieren sich die Gemeinden aktiv an Optimierungsprozessen und sind über die Koordinationsstelle der Vennbahn, die bei der Tourismusagentur Ostbelgien V.o.G. (TAO) angesiedelt ist, in die Vernetzung eingebunden. Die Zusammenarbeit ermöglicht es, die touristische Infrastruktur langfristig und nachhaltig zu sichern.
Die Entwicklung der RAVeL-Strecken erfolgt in enger Kooperation mit der TAO und den betroffenen Gemeinden. Punktuelle Maßnahmen werden über die Koordinationsstelle der Vennbahn mit allen Anrainer-Gemeinden abgestimmt, um die Markenkonformität sicherzustellen.
Ein zentrales Element ist die Bereitstellung verlässlicher Nutzerdaten. Für den Ausbau der Infrastruktur – und auch für private Investoren aus der Gastronomie – sind präzise Zahlen hilfreich. Derzeit gibt es Zählstellen entlang des RAVeL, die zur Planung genutzt werden. Im Rahmen eines ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) werden die Lizenzen für diese Zählstellen weiter gesichert. Diese Daten können genutzt werden, um Investitionsschwerpunkte zu identifizieren und die touristische Nutzung gezielt zu steuern.
Mit der Erweiterung der Infrastruktur, verbesserten Beschilderungen, Rast- und Verweilzonen sowie Servicestationen soll die Attraktivität der RAVeL-Wege langfristig gesichert werden. Gleichzeitig wird die touristische Vermarktung verstärkt die besondere Kultur und Geschichte Ostbelgiens in den Vordergrund rücken.